Gottlieb Daimler (17. März 1834 – 6. März 1900)

Pioniere des Automobilbaus

Dass sich in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts gleichzeitig – und nicht weit voneinander entfernt – zwei Köpfe, Karl Benz und Gottlieb Daimler, erfolgreich mit der automobilen Fortbewegung beschäftigten, ist ein bemerkenswerter Zufall. Die beiden hatten völlig unterschiedliche Lebenswege und brachten unterschiedliche berufliche Voraussetzungen mit. Doch schufen sie ein und dasselbe: Sie erfanden das Automobil. Jeder für sich und ohne vom anderen zu wissen – selbst später lernten sie sich nur flüchtig kennen.

Und heute möchte ich wenig über Gottlieb Daimler erzählen.

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Die frühen Jahre

  Die Familie Daimler, auch Deumler oder Teimbler geschrieben, lebt bereits seit rund zwei Jahrhunderten im damals etwa 4.000 Einwohner zählenden Schorndorf. Daimler wurde am 17. März 1834 in Schorndorf als zweiter Sohn des Gastwirts und Bäckermeisters Johannes Däumler und dessen Ehefrau Frederika geboren. Im Geburtshaus ist heute ein Museum eingerichtet; zudem erinnert ein Denkmal beim Schorndorfer Rathaus an den berühmtesten Sohn der Stadt.

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Neben der Lateinschule besuchte er auch die Zeichenschule, in der nur an Sonntagen unterrichtet wurde. 1848 trat er in Schorndorf, vermutlich bei Meister Wilke, eine Lehre als Büchsenmacher an, die er 1852 mit seinem Gesellenstück, einer doppelläufigen Pistole, abschloss.1853 begann er durch Vermittlung des württembergischen Wirtschaftsförderers Ferdinand von Steinbeis, in einem Maschinenbauunternehmen im elsässischen Graffenstaden zu arbeiten. Nach einem Aufenthalt in Frankreich, bei dem Daimler praktische Erfahrungen im Maschinenbau erwarb, besuchte er von 1857 – 1859 die Polytechnische Schule in Stuttgart. Hier wurde er Mitglied der Studentenverbindung Corps Stauffia Stuttgart.

Nach Ende seines Studiums und mehreren von Steinbeis initiierten Studienreisen ins Ausland begann er 1862, als Konstrukteur für die Metallwarenfabrik Straub in Geislingen an der Steige zu arbeiten. Ende 1863 wurde er Werkstätteninspektor der Maschinenfabrik des Bruderhauses in Reutlingen, wo er 1865 auch Wilhelm Maybach kennen lernte. Am 9. November 1867 heiratete er Emma Kurtz aus Maulbronn, mit der er fünf Kinder hatte.

1869 wurde er Werkstättenvorsteher der Maschinenbau-Gesellschaft Karlsruhe. Kurze Zeit später fing auch Maybach an, als Technischer Zeichner in der Firma zu arbeiten. Nach drei Jahren wechselte Daimler von der Maschinenbaugesellschaft zur Gasmotorenfabrik Deutz, wo ihm Nikolaus Otto die Leitung der Werkstätten übertrug. Auch Maybach wechselte zu Deutz und brachte 1872 unter der Leitung Daimlers einen von Otto entwickelten Viertaktmotor zur Serienreife. Das Unternehmen wuchs von einer kleinen Werkstatt zu einem Weltunternehmen. Nach Differenzen mit der Geschäftsleitung verließ er die Gasmotorenfabrik Mitte 1882.

Die Versuchswerkstatt in Cannstatt

Im 1882 gründete Daimler in Cannstatt eine Versuchswerkstatt. Sein Ziel war die Entwicklung kleiner, schnell laufender Verbrennungsmotoren, die überall einsetzbar sein sollten und Fahrzeuge aller Art zu Lande und zu Wasser antreiben konnten. Nach einem Jahr (1883) meldete er einen gemeinsam mit – dem bei ihm angestellten – Maybach entwickelten revolutionär verbesserten Einzylinder-Viertaktmotor an.

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Daimlers Versuchswerkstatt im Cannstatter Kurpark

Anders als bei den bis dahin üblichen stationär eingesetzten gasangetriebenen Viertaktmotoren erfolgte hierbei der Antrieb durch Benzinverbrennung; nach Vergasung der Benzinflüssigkeit im Schwimmervergaser initiierte die Glührohrzündung die Verbrennung des im Zylinder vorkomprimierten Benzin-Luft-Gemisches. Der einzylindrige Motor wog nur 60 Kilogramm, hatte einen Hubraum von 264 cm³ und leistete bei 650 Umdrehungen pro Minute ca. 1 PS. Am 3. April 1885 erhielt Daimler das Reichspatent Nr. 34926 auf seine Kraftmaschine, die als Standuhr-Motor in die Technikgeschichte einging.

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Daimlers Standuhr-Motor

Eine weitere Erfindung von Daimler und Maybach war der 1885 konstruierte Reitwagen, das erste Motorrad mit Benzinmotor.

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Daimlers Reitwagen von 1885

Darauf folgte der Einbau des Ottomotors in ein Boot und damit die Erfindung des Motorbootes.

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Daimlers Boot Neckar von 1886 

Im Oktober 1886 baute Daimler seinen Motor in eine von Wilhelm Wimpff gefertigte Kutsche, womit er als Erfinder des vierrädrigen Kraftwagens gilt. 1887 baute Daimler einen Motor in eine Ausstellungsbahn (Straßenbahn) ein. Nicht lange danach baute Daimler einen Lastkraftwagen und eine Draisine mit 2 Zylinder-V-Motor (1888).

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Daimlers Motorkutsche von 1886

Um die entwickelten Motoren vertreiben zu können, ließ Daimler in den Jahren 1886 bis 1889 einen Motorwagen von Maybach konstruieren, der 1889 auf der Pariser Weltausstellung seine Premiere feierte. Unter dem Namen “Motor-Quadricycle” – auch Stahlradwagen genannt – entwickelten Daimler und Maybach erstmals ein komplett eigenständiges Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit von 18 km/h.

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Der Motor-Quadricycle 1889

1887 gründete Daimler eine Fabrik in Cannstatt und rüstete 1888 die Gondel eines Gasballons mit seinem Motor aus. So entstand eines der ersten Luftschiffe.

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Daimlers Luftschiff von 1886

Die letzten Jahre

1890 geriet das Unternehmen in Schwierigkeiten, da es nicht genügend Fahrzeuge verkaufen konnte. Zur Sanierung des Betriebs gründete Daimler die Daimler-Motoren-Gesellschaft. Wegen Streitigkeiten mit Lorenz trat Daimler 1893 aus der Gesellschaft aus. In der Zwischenzeit hatte er zusammen mit Maybach 1892 den ersten Zweizylinder-Reihenmotor entwickelt.

Nach dem Tod seiner ersten Frau Emma 1889 heiratete er 1893 Lina Schwend, mit der er zwei Kinder hatte.

Durch die Unterstützung des britischen Industriellen Frederick R. Simms, der die Rechte am Phönix-Motor nur bei einer Rückkehr Daimlers in die Daimler-Motoren-Gesellschaft erwerben wollte, wurde Daimler 1894/95 wieder Anteilseigner und schließlich Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Am 6. März 1900 starb Gottlieb Daimler in Cannstatt und wurde dort auf dem Uff-Kirchhof beerdigt.

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1926 wurde die Daimler-Motoren-Gesellschaft mit der Firma Benz & Cie. von Carl Benz zur Daimler-Benz AG verschmolzen.

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